Urtikaria (Nesselsucht) durch Stress? Da weltweit Millionen Menschen an der chronischen Urtikaria erkrankt sind, befasst sich auch die Forschung intensiv mit dem Thema. Mediziner sind sich sicher, dass psychischer Stress die Symptome verschlimmern kann. Je mehr über die Erkrankung bekannt ist, desto einfacher wird es für die Betroffenen, vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen. Eine Erkenntnis lautet: Wer seinen Stresspegel unten hält, hat gute Chancen, auch das quälende Jucken zu lindern. Am wichtigsten ist jedoch eine wirksame Therapie der oft quälenden Symptome.
Haben Sie Nesselsucht? Oder vermuten es? Hier finden Sie einen spezialisierten Hautarzt in Ihrer Nähe:
- Nesselsucht: Psychischer Stress kann Symptome verschlimmern
- Nesselsucht und Stress-Behandlung – verstehen und gezielt handeln
- Bei Nesselsucht und Stress Auslöser und Verstärker vermeiden
- Nesselsucht durch Stress: Histamin wird ausgeschüttet
- Nesselsucht: Stress behandeln und meiden, um Symptome zu lindern
- Ausdauersport: Mit positivem psychischen Stress Symptome behandeln und sich besser fühlen

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Warum sollten sich Nesselsucht-Patienten mit psychischem Stress, seinen Symptomen und der Behandlung auseinandersetzen? Mediziner sagen: Je mehr Patienten über ihre Erkrankung wissen, desto größer sind ihre Chancen, den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen und bestenfalls auch die Medikamente reduzieren zu können.
Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die grundlegenden Ursachen diagnostiziert, identifiziert und frühzeitig behandelt werden.
Im Fall von Nesselsucht gehört dazu auch emotionaler Stress, der neue Quaddelausschläge hervorrufen oder bestehende Symptome verschlimmern kann.1,2
Psychischer Stress kann Symptome unterschiedlichster Art auslösen. Bei einer Nesselsucht durch Stress kommt es zu den typischen Beschwerden der Hautkrankheit: Nach einer Hautrötung folgen Quaddeln und starker Juckreiz.
Die Hautreaktion kann auf kleine Hautstellen begrenzt bleiben, sie kann sich aber auch auf größere Areale ausbreiten. Ebenso ist die Entwicklung von tieferen Schwellungen (Angioödemen) möglich.
Die Folgen können gefährlich werden, wenn etwa der Rachenraum von den Schwellungen betroffen ist und dadurch die Atmung beeinträchtigt wird. In diesen Fällen sollte umgehend ein Hautarzt konsultiert werden – aber auch, wenn Juckreiz und Quaddeln sechs Wochen oder länger auftreten.

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Die Wechselwirkung zwischen Nesselsucht und Psyche kann psychosoziale Folgen haben: Bei starken Quaddelschüben auf der Haut verstärken sich auch die psychischen Stress-Symptome, was bei schweren und sehr belastenden Krankheitsverläufen in einigen Fällen psychische Folgeerkrankungen wie Depression hervorrufen kann.1,2,3
Vor allem das heftige Jucken, das bei einer chronischen Nesselsucht in immer wiederkehrenden und unvorhersehbaren Schüben auftritt, stellt eine enorme Belastung dar und schränkt die Lebensqualität massiv ein – verbindliche Verabredungen oder Termine sind kaum möglich.
Einige Betroffene ziehen sich dann mehr und mehr zurück, meiden den Kontakt zu ihren Mitmenschen. In den Lebensmittelpunkt rücken Ängste und Anspannung, was erneut die Psyche belastet und so die Nesselsucht weiter anheizen kann.
Um aus diesem Teufelskreis auszubrechen, müssen sowohl die körperlichen Beschwerden als auch der Stress behandelt werden.
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Nesselsucht kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden. Im chronischen Stadium leiden die Betroffenen über Monate oder Jahre unter akuten Schüben. Beobachtungen zeigen, dass sich die Nesselsucht bei Stress deutlich verschlimmern kann.
Dabei muss es nicht einmal zu einer dauerhaft anhaltenden Stressbelastung kommen. Auch kurzzeitige Überlastungen oder psychisch belastende Auseinandersetzungen können ausreichen, damit sich Nesselsucht-Symptome wie Hautausschlag durch Stress verschlimmern.
Aber wie kann psychischer Stress Symptome einer Urtikaria auslösen? Was genau passiert in der Haut?

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Nesselsucht durch Stress: Histamin wird ausgeschüttet
Psychischer Stress belastet das Immunsystem. Deshalb wirkt die Vermeidung von innerer Unruhe vorbeugend. Bei Nesselsucht sollte Stress ebenso gemieden werden wie alle anderen Reizstoffe, die als Auslöser bekannt sind.

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Stress ist nicht nur ein Gefühl, sondern nimmt Einfluss auf den gesamten Körper, der durch die psychische Belastung in Alarmbereitschaft gesetzt wird. Das führt unter anderem zu einer verstärkten Histaminausschüttung.
Histamin kann das Jucken und auch die Quaddelbildung verstärken – und damit die Hauterkrankung zusätzlich verschlimmern.
Aus diesem Grund betrachten Hautärzte den Patienten ganzheitlich. Vor allem bei starken Schüben suchen sie nicht nur nach Allergenen als mögliche Auslöser – sie beziehen auch die psychische Verfassung des Patienten mit ein.
Für Patienten, bei denen psychische Belastungen in einem Zusammenhang mit den Quaddelschüben stehen, sprechen Mediziner von der sogenannten stressinduzierten Urtikaria. Für die Betroffenen gilt: Neben den Hautbeschwerden sollte man auch den zugrunde liegenden Stress behandeln. Dazu gehört, Situationen oder Konflikte im Berufs- oder Privatleben zu analysieren und möglichst zu meiden, die mit großer seelischer Anspannung verbunden sind.
Psychische Anspannungen komplett meiden? Das ist nicht immer machbar. Aber es ist durchaus möglich, Stress zu behandeln, sein Auftreten im Alltag zu reduzieren. Dazu gehört als therapeutischer Ansatz, Mechanismen zu entwickeln, mit denen die Folgen der Nesselsucht durch Stress schneller nachlassen.
Die innere Unruhe braucht ein Ventil, denn Stress entsteht, damit der Organismus schnell, instinktiv und effektiv auf gefährliche, existenziell bedrohliche Situationen reagieren kann – die heutzutage aber nur selten tatsächlich eintreten.
Damit der Patient das Stressgefühl reduzieren kann, empfehlen sich:
- Entspannungstrainings zum Stressabbau
- Atemübungen oder kombinierte Atem- und Bewegungstherapien
- Gruppen- und Psychotherapien
- Patientenschulungen
- regelmäßiger Ausgleichsport

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Vor allem professionell angeleitete Schulungen sind empfehlenswert, um sich bewährte und erprobte Strategien für einen besseren Umgang mit der eigenen Erkrankung anzueignen und so psychischen Stress und seine Symptome im Alltag dauerhaft zu vermeiden.
Tipp: Einige gesetzliche Krankenkassen bieten ihren Mitgliedern Kurse zur Stressbewältigung an und übernehmen die Kosten entweder komplett oder anteilig. Fragen Sie bei Bedarf bei Ihrem Krankenkassen-Mitgliederservice nach!4
Ausdauersport: Mit positivem psychischen Stress Symptome behandeln und sich besser fühlen
Regelmäßige Bewegung und Ausgleichsport können helfen, Stress abzubauen. Aber welche Sportarten eignen sich?
Es gilt: Ausdauersport ist besser geeignet als alles, was mit schnellen Reaktionen einhergeht und den Stresspegel wieder ansteigen lassen würde.
Zwar handelt es sich um sogenannten positiven Stress, doch auch hier steigt der Anteil von Stoffen im Blut an, die für eine Verstärkung der Symptome sorgen können.
Beispiele für Ausdauersportarten, die sich eignen, um psychische Stress-Symptome zu lindern:
- Joggen, Laufen
- Nordic Walking
- Radfahren
- Schwimmen
- Inlineskating
- Skilanglauf
- Rudern
- Bergwandern
Patienten, denen es gelingt, Stress bei Nesselsucht zu vermeiden, können sich über eine deutlich verbesserte Lebensqualität freuen.
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Quellen:
- Sánchez-Borges M, Ansotegui IJ, Baiardini I, et al. The challenges of chronic urticaria part 1: Epidemiology, immunopathogenesis, comorbidities, quality of life, and management. In: World Allergy Organ J. 2021;14(6):100533
- Memet B, Vurgun E, Barlas F, Metz M, Maurer M, Kocatürk E. In Chronic Spontaneous Urticaria, Comorbid Depression Linked to Higher Disease Activity, and Substance P Levels. In: Front Psychiatry. 2021 May 26;12:667978.
- Tzur Bitan D, Berzin D, Cohen A. The association of chronic spontaneous urticaria (CSU) with anxiety and depression: a nationwide cohort study. In: Arch Dermatol Res. 2021;313(1):33-39.
- GKV-Spitzenverband: Präventionsangebote der Krankenkassen. URL: https://www.gkv-spitzenverband.de/service/versicherten_service/praeventionskurse/primaerpraeventionskurse.jsp. Zugriff am 09.07.2021.