Die Symptome deiner Nesselsucht (Urtikaria) sind zwar durch die Behandlung zurückgegangen, aber ganz verschwunden sind sie noch nicht? Oder du hast einen Schub und willst schnell etwas dagegen tun? Durch Maßnahmen wie Kühlung, Hautschutz und -pflege kannst du die Therapie unterstützen, die Beschwerden vorübergehend lindern und Verschlechterungen vorbeugen.
Inhaltsverzeichnis:
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Nesselsuchtsymptome lindern
Es gibt Möglichkeiten, bei Nesselsucht zusätzlich zur Behandlung deine Beschwerden individuell zu lindern. Dazu zählen bei Nesselsucht beispielsweise neben Hausmitteln auch Entspannungsmaßnahmen und der Verzicht auf Reinigungsmittel und Körperpflegeartikel, die Hautirritationen hervorrufen könnten. Das erleichtert den Umgang mit der Erkrankung und beugt Schüben vor.
Wie erfolgreich ist deine Therapie?
Überprüfe mit dem Urtikariakontrolltest (engl. Urticaria Control Test, UCT), wie gut deine Erkrankung kontrolliert ist.
Juckende Haut kühlen
Wenn du deine gestresste Haut kühlst, beruhigst du sie und linderst das Jucken. Gut sind:
- kurze, kalte Duschen
- luftige und atmungsaktive Kleidung und Bettwäsche
- niedrig temperierte Wohnräume
- Kühlelemente oder Eis – wobei direkter Hautkontakt vermieden werden sollte, um Erfrierungen vorzubeugen – durch die Verwendung eines Tuchs oder ähnlichem
- kühlende Lotionen, Cremes oder Salben
Eine wohltuend kühlende Wirkung bei Nesselsucht haben auch Hausmittel wie Umschläge mit Kamillen- oder Pfefferminzaufgüssen sowie mit Backpulver, Kaisernatron oder Weinessig hochverdünnte kühle Vollbäder.
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Aber Vorsicht: Diese Mittel können deine Haut auch austrocknen, nimm die Bäder also mit Bedacht.
Wichtig: Bei einer Kälte-Urtikaria oder Aquagenen Urtikaria musst du auf das Kühlen sicherheitshalber verzichten. Denn bei diesen induzierbaren Nesselsuchtformen können Kälte und Feuchtigkeit neue Schübe auslösen.1
Hautverletzungen vermeiden
Das Kratzverlangen auf Grund des Juckens ist fester Bestandteil einer Nesselsucht.2 Zwar lässt es sich nicht immer unterdrücken – doch die Haut lässt sich gut vor scharfen Fingernägeln schützen:
- Schneide deine Fingernägel: Kurze und gefeilte Nägel ohne scharfe Kanten mindern das Verletzungsrisiko deutlich.
- Trage Kratzhandschuhe: Vor allem bei nächtlichem Jucken ist das Kratzen kaum zu kontrollieren – wenn du beim Schlafen weiche, leichte Baumwollhandschuhe trägst, verringerst du das Risiko von ungewollten Hautverletzungen.
- Kratzverlangen umleiten: Manchen Menschen hilft, bewusst Bettdecke, Kissen oder Couch zu kratzen, um das Kratzbedürfnis zu stillen.2 Probier es aus.
Tägliche Hautpflege
Nicht nur die Nesselsucht belastet deine Haut: Auch trockene Haut führt zu Rötungen und Rissen, die jucken – dagegen hilft eine regelmäßige äußere Behandlung mit rückfettenden Lotionen und Salben oder feuchtigkeitsspendenden Cremes.
Wichtig: Die verwendeten Pflegeprodukte sollten immer zu deinem Hauttyp passen, möglichst eine zusätzliche kühlende Wirkung haben und ohne Parfum und andere möglicherweise reizende Inhaltsstoffe sein. Im Zweifel solltest du Rat in der Arztpraxis oder der Apotheke suchen.
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Waschen
Bei der Körperpflege und -reinigung kommt deine Haut mit Wasser und Seife in Berührung – dabei gilt zu beachten:
- Heißes Wasser stresst deine Haut und verstärkt das Jucken am Körper – deshalb verwende ausschließlich kühles bis lauwarmes Wasser und halte deine Haut nicht zu lange feucht.
- Verwende stets rückfettende, alkoholfreie Pflegemittel und Hygieneprodukte.
Auch beim Putzen und durch das Wäschewaschen kann dein Körper mit Seife und Reinigungsmitteln in Kontakt kommen. Befolge deshalb diese Tipps:
- Trage beim Reinigen mit Seifen und Laugen Handschuhe.
- Wasche Kleidung mit Waschmitteln für empfindliche Haut.
Entspannung mindert das Juckempfinden
Psychische Anspannung kann dein Juckempfinden steigern und auch deine Nesselsucht verstärken – deshalb empfiehlt es sich, Stress zu meiden oder Übungen zur Stressbewältigung zu erlernen.3 Neben einer allgemein erhöhten Achtsamkeit gegenüber der eigenen Belastbarkeit helfen dir gezielte Entspannungsübungen und -techniken – wie zum Beispiel:
- Autogenes Training
- Meditation
- progressive Muskelentspannung
- Akupunktur
- Yoga
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Der richtige Umgang mit Stress stellt gerade für Menschen mit chronischer Nesselsucht eine große Herausforderung dar, da die anhaltenden Beschwerden selbst Stress auslösen können. Nimm deine Erkrankung ernst und lass dich beraten. Nesselsucht ist behandelbar. Das Behandlungsziel ist die vollständige Beschwerdefreiheit.
Hochalpines Klima kann wohltuend wirken
In den Therapieempfehlungen zur Behandlung einer Nesselsucht wird eine Klimatherapie zwar nicht genannt, doch hochalpines Klima könnte deine Therapie durchaus unterstützen. Denn die hohe Luftreinheit, die geringeren durchschnittlichen Temperaturen und eine niedrige relative Luftfeuchtigkeit können dein Immunsystem entlasten beziehungsweise abhärten.4 Die geografische Lage erlaubt dir zudem eine Kombination aus Klima- und Bewegungstherapie. Entscheidend ist dabei, dass du dich maßvoll körperlich betätigst – ohne Überanstrengung. Gleichzeitig muss sich dein Körper an einen verminderten Sauerstoffpartialdruck anpassen – eine Leistung, die wie ein Ausdauertraining wirkt.5 Solltest du eine Lichturtikaria haben, achte auf die stärkere UV-Belastung in Höhenlagen.
Darmsanierung als Hausmittel bei Nesselsucht
Die Darmsanierung oder -reinigung ist ein Hausmittel bei Nesselsucht, das unterstützend eingesetzt werden kann.6 Eine gesunde Darmflora besteht aus mehr als 400 verschiedenen Bakterienarten, die regulierend auf das Immunsystem einwirken und unter anderem verhindern, dass sich Krankheitserreger im Darm ausbreiten können, Schadstoffe eindringen oder Infektionen entstehen. Bei einer Darmsanierung werden zwei verschiedene Ziele verfolgt: Zum einen soll sie helfen, den in der Darmschleimhaut ansässigen Teil des Immunsystems zu normalisieren und so positiv zu beeinflussen. Zum anderen soll die Darmschleimhaut-Barriere wiederhergestellt werden. Die Darmsanierung wird mit speziell aufbereiteten Mikroorganismen (Probiotika) durchgeführt, die täglich eingenommen werden. Hier kommen insbesondere Bifidobakterien und Lactobazillen zum Einsatz.6,7,8 Besonders wenn Patient*innen in der Vergangenheit öfter Antibiotika einnehmen mussten, kann die Behandlung mit einem Probiotikum sinnvoll sein. Da es eine große Auswahl an Probiotika mit verschiedensten Mikroorganismen gibt, ist es hilfreich, sich ärztlichen Rat einzuholen oder in der Apotheke beraten zu lassen, um ein individuell geeignetes Präparat zu finden.
Nesselsucht ergänzend behandeln mit Homöopathie
Die Homöopathie ist ein beliebtes alternatives Heilverfahren: Etwa ein Viertel der Menschen in Deutschland bevorzugt sogar homöopathische Mittel gegenüber schulmedizinischen Medikamenten für diverse Erkrankungen und Beschwerden.9 Die Homöopathie zielt darauf ab, die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren und Psyche und Körper wieder in Balance zu bringen. Homöopathische Mittel enthalten keine oder nur stark verdünnte Wirkstoffe, zudem ist die Wirksamkeit der Homöopathie nicht wissenschaftlich bewiesen. Allerdings kann sie bei manchen Menschen einen positiven Effekt haben, wenn sie ergänzend zur schulmedizinischen Behandlung eingesetzt wird.10 Interessierst du dich dafür, deine Nesselsucht mit Globuli zu unterstützen? Dann lass dich von Ärzt*innen mit homöopathischer Zusatzausbildung beraten.
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Quellen (zum Aufklappen hier klicken)
- Internetseite Deximed Hausarztwissen online: Was ist Nesselsucht? URL: https://deximed.de/home/klinische-themen/haut/patienteninformationen/juckende-hauterkrankungen/nesselsucht-urtikaria. Zugriff am 31.07.2023.
- Internetseite des Kompetenzzentrums Chronischer Pruritus der Universität Münster: Was lindert den Juckreiz? URL: https://www.ukm.de/zentren/prurituszentrum. Zugriff am 31.07.2023.
- DAAB Urtikaria, Deutscher Allergie- und Asthmabund (DAAB). Bewusster mit Urtikaria leben. https://www.urtikaria-hilfe.de/ Zugriff am 02.05.2023.
- A. Schuh, K. Dirnagl: Grundlagen und Grenzen der Klimatherapie in der Höhe, in Zeitschrift für Physikalische Medizin, Balneologie, Med. Klimatologie 17/1988. URL: http://epub.ub.uni-muenchen.de/10062/1/10062.pdf. Zugriff am 31.07.2023.
- A. Schuh: Die Evidenz der Klima- und Thalassotherapie. Ein Review. URL: https://web.archive.org/web/20171114063920id_/https://core.ac.uk/download/pdf/19418561.pdf. Zugriff am 31.07.2023.
- X. Zhang, j. Zhang, Z. Chu, L. Shi, S. Geng, K. Guo: Gut Microbiome Alterations and Functional Prediction in Chronic Spontaneous Urticaria Patients. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC9723274/. Zugriff am 31.07.2023.
- N. Atefi, M. Fallahpour, S. Sharifi, M. Ghassemi, M. Roohaninasab, A. Goodarzi: Probiotic as an adjuvant therapy in chronic urticaria: a blinded randomized controlled clinical trial. URL: http://www.eurannallergyimm.com/cont/journals-articles/1106/volume-probiotic-adjuvant-therapy-chronic-urticaria-4842allasp1.pdf. Zugriff am 31.07.2023.
- X.-D. Bi, B.-Z. Lu, X.-X. Pan, S. Liu, J.-Y. Wang: Adjunct therapy with probiotics for chronic urticaria in children: randomised placebo-controlled trial. URL: https://aacijournal.biomedcentral.com/articles/10.1186/s13223-021-00544-3. Zugriff am 31.07.2023.
- Statista. Bevölkerung in Deutschland nach Einstellung zur Aussage "Ich bevorzuge nach Möglichkeit Medikamente, die natürliche (pflanzliche, homöopathische) Bestandteile haben" von 2017 bis 2021 URL: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/291061/umfrage/umfrage-in-deutschland-zur-bevorzugung-homoeopathischer-medikamente/. Zugriff am 21.05.2024.
- Parul Padmalaya Rath: Homeopathic treatment of chronic urticaria – A case series. URL: https://www.ijrh.org/cgi/viewcontent.cgi?article=1385&context=journal. Zugriff am 08.07.2024