Die Behandlung der Nesselsucht im hochalpinen Klima kann manchen Patienten helfen: Einerseits lindert das allergenarme Klima des Hochgebirges mitunter die Symptome – und andererseits stärkt die Anpassung an die veränderte Umweltsituation den Organismus. Wer etwa an einer Wärme-Urtikaria leidet, wird sich in kühler Bergluft wohler fühlen als in der Sommersonne am Strand.
In den internationalen Leitlinien zur Behandlung der Nesselsucht wird die Klimatherapie zwar nicht aufgeführt, doch vor allem für Patienten mit Wärme-Urtikaria ist eine Reise ins Hochgebirge empfehlenswerter als ein sommerlicher Strandurlaub.
Behandlung der Nesselsucht: Hochalpines Klima wirkt entlastend
In den Therapieempfehlungen der internationalen Leitlinie zur Nesselsucht-Behandlung wird eine Klimatherapie zwar nicht genannt. Doch für die Therapie der Nesselsucht kann hochalpines Klima einen unterstützenden Rahmen bieten.
Denn hohe Luftreinheit, geringere durchschnittliche Temperaturen und eine niedrige relative Luftfeuchtigkeit können Patienten mit überschießenden Aktivitäten des Immunsystems entlasten.1
Vor allem für Nesselsucht-Patienten, die auf Wärme reagieren, kann ein Urlaub in den Bergen erholsam sein. Möglich ist auch eine Klimatherapie in Kurorten im Hochgebirge oder am Meer, die einige Kliniken Patienten mit chronischer Nesselsucht anbieten.
Bei Allergien und allergieähnlichen Erkrankungen wie Nesselsucht kann ein Aufenthalt im hochalpinen Klima aus mehreren Gründen empfehlenswert sein:
- Die atmosphärischen Bedingungen des Hochgebirges sind lebensfeindlich für Hausstaubmilben und Schimmelpilze.

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- Die Symptome von Pollenallergien gehen zurück, weil entsprechende Allergene in der Höhenluft fehlen.
- Die Aktivitäten des Körpers zur Temperaturregelung werden unterstützt, weil in hochalpinen Regionen die dortige Kombination aus Lufttemperatur, Luftfeuchte, Wärmestrahlung und Wind nicht als Schwüle empfunden wird.
Klimareize bei Nesselsucht: Hochalpines Klima fordert die Anpassung
Die Anpassung an das hochalpine Klima beansprucht den Organismus: Patienten mit Nesselsucht (Urtikaria) verarbeiten die neuen atmosphärischen Reize, was mit einer körperlichen Kraftanstrengung einhergeht. So muss sich der Körper etwa an einen verminderten Sauerstoffpartialdruck anpassen – eine Leistung, die wie ein Ausdauertraining wirkt.2
Der Stress der klimatischen Umstellung fördert die körpereigene Produktion von Kortison. Die atmosphärischen Bedingungen erfordern eine funktionelle Anpassung des Immunsystems, die wie eine Abhärtung wirkt.1
Die geografische Lage erlaubt zudem eine Kombination aus Klima- und Bewegungstherapie. Entscheidend ist dabei eine maßvolle körperliche Betätigung ohne Überanstrengung.
Eine wichtige Voraussetzung für den Behandlungserfolg ist die Bereitschaft des Patienten, die für eine erfolgreiche Therapie notwendige Zeit aufzubringen – also mindestens drei Wochen.

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Hochalpines Klima wirkt als Akutbehandlung bei chronischen Hauterkrankungen
Akutbehandlungen und mehrwöchige Rehabilitationsmaßnahmen können bei manchen Patienten zur Linderung chronischer Hauterkrankungen beitragen. Auch einige Urtikaria-Patienten mit einem anhaltenden Leiden können von einer Therapie der Nesselsucht im hochalpinen Klima profitieren.
Der Wirkmechanismus der Klimatherapie beruht auf zwei Prinzipien:1
- der Schonung und Entlastung des Patienten durch die günstigen atmosphärischen Bedingungen
- der Forderung einer Anpassung an natürliche Umweltbedingungen, die vom Organismus des Patienten als Reiz wahrgenommen werden
Quellen:
- A. Schuh, K. Dirnagl: Grundlagen und Grenzen der Klimatherapie in der Höhe, in Zeitschrift für Physikalische Medizin, Balneologie, Med. Klimatologie 17/1988. URL: http://epub.ub.uni-muenchen.de/10062/1/10062.pdf. Zugriff am 09.07.2021.
- Klimatherapie: Was Gebirgsluft und Meeresklima leisten, Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2011. URL: https://www.thieme.de/de/presse/fzm-Klimatherapie-28939.htm. Zugriff am 09.07.2021.
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