Wer an chronischer Nesselsucht leidet, braucht sich um eine mögliche Vererbung der Hautkrankheit keine Sorgen zu machen: Eine genetische Prädisposition für Quaddeln und Juckreiz gibt es nach heutigem Forschungsstand nicht. Lediglich für eine äußerst seltene Sonderform der Nesselsucht scheinen Gene verantwortlich zu sein.
Einige Medizinforscher vermuten, dass Wechselwirkungen zwischen Immunsystem, Umwelt und Genen Nesselsucht hervorrufen.
Vererbbar ist die weitverbreitete Hautkrankheit allerdings nicht – das belegen zahlreiche Studien.

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Warum werden bei Menschen mit Nesselsucht die Mastzellen in der Haut aktiviert – und dadurch Histamin und andere entzündungsauslösende Stoffe freigesetzt? Was ist die Ursache dieses Vorgangs, der bei allen Formen dieser Krankheit auftritt und die Haut anschwellen, brennen und jucken lässt?1 Sind Gene für Nesselsucht verantwortlich?
Auf diese Fragen gibt es trotz intensiver medizinischer Forschung, die in den vergangenen Jahren zu einem tieferen Verständnis der weit verbreiteten Nesselsucht führte, leider noch keine abschließende Antwort.
Einerseits vermuten einige Forscher, dass ein Zusammenspiel von Immunsystem, Umwelt und Genen Nesselsucht beim Menschen hervorruft. Andererseits haben zahlreiche Untersuchungen ergeben: Die Krankheit ist nicht vererbbar – anders als bei Neurodermitis oder Schuppenflechte ist eine genetische Prädisposition bei dem Hautausschlag mit Quaddeln nicht gegeben.2 Wobei eine Nesselsucht-Sonderform möglicherweise eine Ausnahme darstellt.
Bei der aquagenen Urtikaria, die durch Hautkontakt mit Wasser ausgelöst wird, wurde ein familiäres Auftreten beobachtet. Eine Studie mit Zwillingen legt einen direkten Zusammenhang zwischen Genen und dieser Nesselsucht-Variante nahe.3
Allerdings handelt es sich um eine äußerst seltene Erkrankungsform, von der nach Schätzungen weltweit lediglich knapp drei Dutzend Fälle bekannt sind. Auf keinen Fall sollte die sogenannte Wasser-Urtikaria mit den häufig auftretenden Formen der Kälte-Urtikaria und Wärme-Urtikaria verwechselt werden, die durch Temperaturreize – also auch durch kaltes oder heißes Wasser – ausgelöst werden.
Nesselsucht und Gene – mögliche Zusammenhänge werden in Zukunft sicherlich weiter erforscht. Andere wesentliche Erkenntnisse über die Hautkrankheit wurden durch zahlreiche Untersuchungen in den vergangenen Jahren bereits gewonnen.

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Hier eine Übersicht des Forschungsstands zur weltweiten Verbreitung und Verteilung der Urtikaria:4
- Jeder vierte Mensch entwickelt mindestens einmal in seinem Leben eine Nesselsucht – aktuell soll etwa ein Prozent der Menschen weltweit an der Hautkrankheit leiden. Allein in Deutschland leben derzeit rund 800.000 Menschen mit chronischer Urtikaria.
- Am häufigsten betroffen sind Erwachsene im Alter zwischen 30 und 50 Jahren.
- Frauen erkranken deutlich häufiger – das zeigen fast alle Untersuchungen, wobei die Gründe dafür noch unklar sind. Bei der chronischen spontanen Urtikaria liegt das Verhältnis von Frauen und Männern laut Studien sogar bei bis zu 2 : 1.
- Bei Kindern ist kein Geschlecht häufiger betroffen – Mädchen erkranken etwa genauso häufig wie Jungen.
- Die chronische Urtikaria verschwindet bei nahezu allen Patienten irgendwann von allein – allerdings dauert das oft viele Monate, bisweilen auch Jahre oder – in Einzelfällen – sogar Jahrzehnte.
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Nesselsucht bei Kindern
Häufigste Ursache sind Infektionen.
Quellen:
- Internetseite des UNEV - urticaria network e.V.: Was passiert bei einer Nesselsucht in der Haut? URL: http://www.urtikaria.net/de/ueber-urtikaria/pathophysiologie.html. Zugriff am 09.07.2021.
- Internetseite des UNEV - urticaria network e.V.: Die häufigsten Fragen im Überblick. Ist die Urtikaria vererblich? URL: http://www.urtikaria.net/de/fuer-betroffene/fragen-antworten.html. Zugriff am 09.07.2021.
- Anneke C. Kai, Carsten Flohr: Aquagenic urticaria in twins. URL: https://www.worldallergyorganizationjournal.org/article/S1939-4551(19)30629-5/fulltext. Zugriff am 09.07.2021.
- Internetseite des UNEV - urticaria network e.V.: Wer, wann, wo, wie oft, wie lange noch? URL: http://www.urtikaria.net/de/ueber-urtikaria/epidemiologie.html. Zugriff am 09.07.2021.