Bei fast allen Formen der Nesselsucht sind Frauen häufiger betroffen als Männer. Bei der chronischen spontanen Urtikaria wird in der Fachliteratur sogar ein Verhältnis von 2 : 1 (Frauen zu Männer) angegeben.1 Anders als bei Erwachsenen ist die Verteilung bei Kindern und Jugendlichen gleichmäßig – Jungen erkranken ungefähr genauso häufig wie Mädchen. Ist die Nesselsucht also eine Frauen-Krankheit?
Frauen erkranken in der Regel häufiger an Nesselsucht als Männer. Bei der chronisch spontanen Nesselsucht sind Frauen sogar doppelt so häufig betroffen wie ihre männlichen Leidensgenossen.
Zwar können Ärzte immer wirksamere Medikamente gegen Nesselsucht verschreiben – doch warum Nesselsucht bei Frauen häufiger vorkommt als bei Männern, ist bislang wissenschaftlich nicht geklärt. Auffällig ist ein Zusammenhang zwischen weiblichem Zyklus und dem Auftreten von Urtikaria-Schüben.
Ist die Nesselsucht eine Frauen-Krankheit?
Der medizinische Fortschritt im Bereich Nesselsucht geht stetig voran. „Symptomfreiheit“ ist das Therapie-Ziel in der aktuellen Behandlungsleitlinie für Nesselsucht (Urtikaria-Leitlinie). Doch woran es liegt, dass Frauen häufiger an Nesselsucht erkranken als Männer, ist nicht geklärt.

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Es gibt die verschiedensten Theorien: Haben Frauen einfach eine höhere Bereitschaft, wegen ihrer Beschwerden einen Arzt aufzusuchen und sich Hilfe zu holen? Sind Männer schlicht Medizin-Muffel?
Es könnte aber auch daran liegen, dass das Hormonsystem der Frauen einen besonderen Einfluss auf die Entstehung der Nesselsucht hat.
Auch bei Sonderformen der Nesselsucht, wie bei der autoimmunen Urtikaria, könnten Frauen häufiger betroffen sein, weil auch andere Autoimmunerkrankungen, wie zum Beispiel die autoimmune Schilddrüsenerkrankung (Hashimoto-Thyreoiditis), bei Frauen häufiger als bei Männern auftreten.
Nesselsucht bei Frauen und der Tanz der Hormone
Bei vielen Frauen, die unter chronisch spontaner Nesselsucht leiden, treten die Symptome wie Juckreiz, Quaddeln und Angioödeme zyklisch auf. Es ist möglich, dass die durch den weiblichen Zyklus bedingten Hormonschwankungen einen Einfluss auf die Entstehung der Nesselsucht haben. Auch die Einnahme von hormonellen Verhütungsmitteln und Hormonersatztherapien könnten die Symptome auslösen.

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Über einen Zusammenhang zwischen Regelblutung oder Hitzewallungen und dem Auftreten der Nesselsucht-Symptome berichten viele Frauen, die unter einer chronisch spontanen Urtikaria leiden.2 Der wissenschaftliche Beweis für einen solchen Zusammenhang zwischen dem gehäuften Auftreten der Nesselsucht bei Frauen und dem weiblichen Zyklus konnte allerdings noch nicht erbracht werden.
Auch während der Schwangerschaft können die hormonellen Umstellungen eine Nesselsucht auslösen, die nach der Geburt meist wieder verschwindet. Auch die spontane Heilung einer bestehenden chronischen Nesselsucht durch die Schwangerschaft ist möglich.
Lediglich bei der Druck-Urtikaria, die zu den durch physikalische Reize ausgelösten Urtikaria-Formen zählt, sind Männer häufiger als Frauen betroffen.3
Quellen:
- Karsten Weller: Lebensqualität, Versorgungssituation und Therapieansprechen von Patienten mit chronischer spontaner Urtikaria. Habilitationsschrift, Charité Centrum 12 für Innere Medizin und Dermatologie Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, September 2012.
- Darius Alamouti: Retrospektive Analyse der in der Universitätshautklinik Bochum von 1990-1996 erhobenen Daten zum Krankheitsbild – chronische Urtikaria: Dissertation, Klinik für Dermatologie und Allergologie des St. Josef Hospitals – Universitätsklinikum – der Ruhr-Universität Bochum, 2000.
- B. M. Henz, T. Zuberbier, J. Grabbe: Urtikaria: Klinik, Diagnostik, Therapie, Springer Berlin Heidelberg, 1996.
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