Antihistaminika wirken gegen juckende Quaddeln: Die Arzneistoffe können den körpereigenen Stoff Histamin blocken, der Nesselsucht auslöst. So werden Symptome gelindert. Aber nicht bei jedem – nur knapp 50 Prozent der Patienten mit chronischen Krankheitsverläufen ohne erkennbare Auslöser helfen Antihistaminika ausreichend. Wie wirken sie – und wie sieht die bestmögliche Therapie aus?
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Dabei handelt es sich stets um eine sogenannte symptomatische Therapie, die sich gegen Beschwerden richtet. Antihistaminika heilen die Krankheit also nicht. Sie sollen die unangenehmen, oft schwer erträglichen Symptome wie Juckreiz lindern. Auf diese Weise sorgen sie dafür, dass es dem Patienten wieder besser geht und er in seinem Lebensalltag weniger stark beeinträchtigt ist.
Meist empfehlen Hautärzte die Einnahme von Antihistamin-Tabletten, da sie effektiver wirken als eine lokale Therapie mit Cremes und kühlenden Gels mit dem gleichen Wirkstoff.
Dafür sind bei Tabletten (und anderen systemischen Applikationsformen wie Spritzen oder Infusionen) Nebenwirkungen wie Müdigkeit nicht auszuschließen. Allerdings werden heute vor allem nichtsedierende H1-Antihistaminika der zweiten Generation eingesetzt, die im Allgemeinen zwar besser verträglich sind als Präparate der ersten Generation, aber in vielen Fällen noch immer müde machen.

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Wie wirken Antihistaminika?
Wie schon der Name sagt, wirken Antihistaminika gegen Histamin. Sie können die Freisetzung dieses körpereigenen Gewebebotenstoffs, der die Hautgefäße erweitert und so Juckreiz und Quaddeln hervorruft, abschwächen oder – in seltenen Fällen – auch komplett verhindern.
Histamin wird von den sogenannten Mastzellen im Blut und im Körpergewebe ausgeschüttet und hilft dem Immunsystem normalerweise bei der Abwehr von körperfremden Stoffen wie Krankheitserregern, Pflanzen- und Insektengiften. Bei Menschen mit Nesselsucht oder Allergien kommt es jedoch auch bei eigentlich harmlosen Substanzen oder Reizen zu einer Histaminfreisetzung und übermäßigen Abwehrreaktion des Körpers.
Als Folge erweitern sich die Blutgefäße der Haut, Nervenfasern werden gereizt und es treten Quaddeln, Juckreiz oder andere unangenehme Symptome auf.1

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Da Antihistaminika die Histamin-Rezeptoren in den Mastzellen blockieren, werden sie auch Histamin-Rezeptorblocker genannt. Sie lindern häufige allergische und allergieähnliche Beschwerden – wie zum Beispiel:
- Juckreiz
- Niesreiz
- laufende Nase
- tränende Augen
- Hautrötungen
- Hautschwellungen (wie Quaddeln oder Angioödeme)
Antihistaminika als Nesselsucht-Standardtherapie
Einige Nesselsucht-Patienten können das Auftreten des juckenden Hautausschlags verhindern, indem sie auslösende Reize wie zum Beispiel bestimmte Lebensmittel, Medikamente, Licht oder Reibung meiden. Da jedoch bei zwei von drei Betroffenen trotz gründlicher Diagnose eines Hautarztes gar keine konkreten Auslöser für die juckenden Quaddeln gefunden werden, ist in vielen Fällen eine medikamentöse Therapie notwendig.
Die Behandlung mit Antihistaminika gilt als Nesselsucht-Standardtherapie. Sie werden als Tabletten eingenommen und gelten als gut verträgliche und effektive Medikamente.2
Zum Einsatz kommen sogenannte nichtsedierende H1-Antihistaminika der zweiten Generation, die weniger müde machen als Präparate der ersten Generation. Um das richtige Antihistaminikum gegen die Nesselsucht-Symptome zu finden, sollte man mit dem Hautarzt oder Apotheker sprechen.
Allerdings verschaffen die Histamin-Blocker nur der Hälfte der Patienten mit chronischer spontaner Urtikaria ausreichend Linderung. Jeder zweite Betroffene ist auf andere Therapieoptionen (z.B. Biologika) angewiesen.3

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Drei-Stufen-Therapie bei Urtikaria: Erst Antihistaminikum, dann andere Wirkstoffe
Die aktuelle internationale Patienten-Leitlinie empfiehlt folgende Vorgehensweise bei der Therapie durch den Facharzt.4
Wichtig ist, dass Patienten mit chronischer Urtikaria das verschriebene Antihistaminikum stets durchgehend und auch prophylaktisch einnehmen. Mehrere Untersuchungen zeigen, dass Antihistaminikum-Therapien unwirksam sind, wenn sie lediglich bei akuten Krankheitsschüben angewandt werden.5
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Normalerweise bezahlt die gesetzliche Krankenkasse nur verschreibungspflichtige Präparate. Doch bei besonders schwerem Juckreiz kann der Arzt auch ein Rezept für ein nichtverschreibungspflichtiges Antihistaminikum ausstellen.
Diese Ausnahmeregelung ist in der Arzneimittel-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses festgehalten.6
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Quellen:
- Internetseite des UNEV - urticaria network e. V.: Wenn die Haut wie Feuer brennt! Was passiert bei einer Nesselsucht in der Haut? URL: http://www.urtikaria.net/de/ueber-urtikaria/pathophysiologie.html. Zugriff am 09.07.2021.
- Internetseite des UNEV - urticaria network e. V.: Beschwerden lindern. URL: http://www.urtikaria.net/de/fuer-betroffene/tipps-tricks.html. Zugriff am 09.07.2021.
- Sánchez-Borges et al.: Comparative efficacy of non-sedating antihistamine updosing in patients with chronic urticarial. World Allergy Organ 2012; 5:125-147.
- Patientenleitlinie Urtikaria des Global Allergy and Asthma European Network (GA2LEN). http://urticariaday.org/uber-urtikaria/patientenleitlinie-urtikaria/. Zugriff am 09.07.2021.
- M. Maurer: Urtikaria. In: Handbuch Allergologie 2014 - Allergo Update 2014.
- Gemeinsamer Bundesausschuss: Anlage I zum Abschnitt F der Arzneimittel-Richtlinie. Gesetzliche Verordnungsausschlüsse in der Arzneimittelversorgung und zugelassene Ausnahmen, Zugelassene Ausnahmen zum gesetzlichen Verordnungsausschluss nach § 34 Abs. 1 Satz 2 SGB V (OTC-Übersicht). Download: https://www.g-ba.de/downloads/83-691-323/AM-RL-I-OTC-2013-06-05.pdf. Zugriff am 09.07.2021.